Andreas Zucker geb. 07.01.1949 - gest. 16.11.2023
Sollte es nicht auch drüben einen Tod geben, dessen Resultat irdische Geburt wäre?
Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch.
Wenn der Mensch stirbt, wird er Geist.
Novalis
Lebenslauf
Andreas Zucker´s Eltern waren beide anthroposophische Ärzte. Der Großvater gründete die Weleda. Durch sie wurde auch Andreas für sein Lebenswerk von derAnthroposophie inspiriert.
Die elterliche Familie mit den 3 Kindern verlebte viele Ferien in den Bergen. So wuchs zeitlebens die Liebe zu Mineralien und Kristallen und auch die Fähigkeit, selber solche Schätze zu finden. Eine Freude war es für ihn als Geburtshelfer, jedem Neugeborenen einen selbst aus den Bergen befreiten Kristall mit auf den Lebensweg zu geben.
Schon früh begegnete dem Kind und dem Jugendlichen der Tod. So verlor er den Großvater in seinem 9. Lebensjahr. Als er 14 Jahre alt war, fand er mit anderen Suchern am Heiligen Abend die erfrorene, demente Großmutter im Wald. 19 jährig starb sein Ziehvater und dem jungen 24 jährigen Familienvater Andreas mit dem einjährigen Sohn Markus starb seine
schwangere schwedische Frau Mariana Hellström an Leukämie. Diese
Erfahrungen halfen ihm, seinen Patienten Stütze in solchen Schwellensituationen zu sein.
Der kleine Sohn Markus wuchs später mit den zwei Schwestern in unserer
Familie -Andreas und Ilsabé Zucker – auf. 1986 wurde Andreas noch eine
Tochter geschenkt.
Nach den ärztlichen Lehrjahren in der Filderklinik Stuttgart, der Ita-Wegmannklinik Schweiz und einem Krankenhaus in Lörrach gründeten Andreas und Ilsabé Zucker, Emily und Tilman Feuchtinger und später Isola Schubert die Praxisgemeinschaft in Salem. Wichtig war ihnen auch die häusliche Krankenpflege und die ambulanten Hilfen, um unnötige Krankenhausaufenthalte unserer Patienten zu verhindern.
Der neu gegründete Mercurialis e. V. für Therapie, Kunst, Landwirtschaft und soziales Leben diente als Träger. Sigrid Skok, die vor 30 Jahren die kleine Pflegeeinrichtung übernahm, entwickelte sie mit ihrem Team zu einer wichtigen sozialen Einrichtung mit 54 ehrenamtlichen Mitarbeitern und 5 Vollzeitschwestern.
Auch für alle übrigen ehrenamtlichen Tätigkeiten der wachsenden Gemeinschaft war der Mercurialisverein mit seinen breiten Satzungsaufgaben ein passender Träger. Für Innovative Initiativen, Vorträge, künstlerische, wissenschaftliche und pädagogische Veranstaltungen konnten wir Spenden sammeln, die steuerwirksam für die Spender waren.
Mercurialis wurde Rechtsträger für das Eigentum der Höfe Heggelbach und Höllwangen.
2016 gründeten Andreas und die anderen Mitgestalter der Arbeit um die Praxisgemeinschaft und Mercurialis in Salem die Galerie in Überlingen „L. Collot d´Herbois“, weil 22 Bilder dieser Künstlerin und Kunsttherapeutin an den Mercurialis geschenkt wurden.
Für Andreas war diese Maltherapie eine wichtige Ergänzung für seine Patienten.
Andreas war ein begabter Mensch auf vielen Gebieten. Als Musiker, Maler, Plastiker, Poet, Handwerker und nicht zuletzt als Akademiker und Autor. 14 Jahre lang fuhr er im März 1 Woche nach Petersburg als Lehrer für Ärzte. Auch für Landwirte, Heilerziehungspfleger und viele andere Zuhörer unterrichtete er Menschenkunde.
Ab 2017 wurde bemerkbar, dass er krank wurde. Es begann der Rückzug aus der Praxis, für die wir mit Daniel Pollin ab 1.1.2020 einen fähigen Nachfolger gefunden hatten.
Andreas war im Leben ein offener, ausgeglichener, liebevoller Mensch mit sonnigem Gemüt.
Für unsere ganze Arbeitsgemeinschaft war er ein treuer, begeisterter Mitgestalter und ein Zentrum.
Durch seine Krankheit hat er sich in einen stummen, tiefernsten Menschen verwandelt, der mit Geduld getragen hat, dass sein Schicksal ihn so hilfsbedürftig werden ließ.
Sanft und mit Dankbarkeit nahm er alle Hilfe und Betreuung hin, die in vielfältiger Weise aus seinem ganzen Lebensumkreis kam. Am 21. 11.23 endete mit einer wunderschönen Abschieds- und Trauerfeier sein Leben auf Erden im Dienste der Medizin.
Ilsabé Zucker